Buchvorstellung: Wilfried Nelles - Also sprach Corona

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Also sprach Corona

von Wilfried Nelles

Wilfried Nelles - Also sprach Corona

Die Psychologie einer geistigen Pandemie

Es ist erstaunlich, wie einheitlich die europäischen Staaten in der Corona-Krise denken und handeln. Mit Ausnahme von Schweden gehen alle denselben Weg, wenn auch mit unterschiedlicher Konsequenz. Wilfried Nelles fragt daher nach dem Geist, der in dieser Krise zum Ausdruck kommt. Sein Thema ist weniger die Krankheit selbst als vielmehr die Psychologie, die sich in unserer Reaktion auf das Virus zeigt. Corona, so seine These, ist ein Spiegel, in dem wir uns selbst sehen können, vor allem unsere Haltung zur Natur, zum Leben und zum Tod.

Formal folgt das Buch zwei Erzählsträngen: Einmal lässt der Autor Corona selbst zu Wort kommen, indem er sich auf die Phänomenologie des Virus einlässt und diesem eine Sprache gibt. Dabei spricht Corona als Ich-Erzähler über sich selbst und über das, was die Menschheit aus seinem Erscheinen lernen könnte, wenn sie es nicht nur als Feind ansehen würde, den es zu vernichten gilt. Im zweiten Erzählstrang verbindet er die Botschaften von Corona mit einer Selbstreflexion über seinen persönlichen Umgang mit der Krise, die zwischen autobiografischen Erzählungen, meditativem Innehalten und psychologischen Überlegungen zum Umgang mit Kindern, Alter und Tod und den Krankheiten unserer Zeit hin und her wandert.

Es ist ein herausforderndes Buch, das keine fertigen Antworten gibt, sondern zur Selbsterfahrung und zum eigenem Denken auffordert und – weit über Corona hinaus – neue Perspektiven auf unser Leben aufzeigt. Quelle Scorpio Verlag

Der Autor Wilfried Nelles unternimmt den Versuch zu ergründen, was unter dem Stichwort Corona jenseits des Krankheitsgeschehens gerade in der Welt geschieht und was wir daraus lernen können, wenn wir Corona nicht nur bekämpfen, sondern uns über uns selbst, über unsere innere Haltung zum Leben und zum Tod belehren lassen. Das erste Kapitel dieses Buches beginnt mit folgenden Sätzen:

»Wir leben alle in einer anderen Welt, jeder in seiner eigenen, und keine dieser Welten ist die Wirklichkeit. Wir streiten uns deswegen über das, was richtig ist, was man tun muss oder auf gar keinen Fall tun darf oder was die ›Wahrheit‹ ist, weil jeder die Welt und das Leben anders sieht

und meint, seine Sicht sei die richtige. Wenn vier Leute in einem Raum vor jeweils einer der vier Wände sitzen und den Raum sehen, sehen sie jeweils etwas anderes. Ihre Erfahrung des Raumes ist verschieden, die Wand, die der eine von vorne sieht, sehen die anderen von der Seite oder

(die Wand hinter ihnen) gar nicht, und der ganze Raum fühlt sich anders an, je nachdem in welcher Ecke man sitzt. Keine Sicht ist falsch, aber jede ist unvollständig.« Jeder schaut aus einer anderen Perspektive, von einem anderen Standort aus, und jeder sieht nur das, was man von diesem Standort aus sehen kann. Das ist, das Wort ist sehr genau, seine ›Ansicht‹. In den meisten Fällen, vor allem dann, wenn es um Dinge geht, die uns wichtig sind, halten wir diese Ansicht aber für mehr als nur eine Ansicht, wir halten sie für das Richtige, wenn schon nicht für die Wirklichkeit oder die Wahrheit.«

„In der Gesellschaft verkünden Politik, Fernsehen, Rundfunk und Zeitungen eine quasi offizielle Sicht auf das Thema Corona, die es in dieser Einhelligkeit in der Geschichte der Bundesrepublik noch nie gegeben hat. Das spiegelt aber in keiner Weise die persönlichen Auffassungen der Menschen – sie könnten unterschiedlicher nicht sein. Wenn diese abweichenden Meinungen in den Medien und der Politik noch einen Widerhall finden, dann als unvernünftige, dumme Haltung, als rücksichts- und verantwortungsloser Egoismus, zuweilen sogar als pathologisch, also krankhaft. Die Gesellschaft ist tiefer gespalten denn je.

Wilfried Nelles: „Wie die meisten Menschen bin ich in diesem fast gänzlich durch Corona bestimmten Jahr auch selbst durch einen intensiven inneren Prozess gegangen, den ich mit dokumentieren möchte. Ich möchte Sie, liebe Leserinnen und Leser, damit anregen, bei sich selbst nachzuspüren, was das gesamte Geschehen um Corona mit Ihnen gemacht hat und macht. Ich weiß nicht, wohin dieser innere Prozess mich persönlich noch führen wird. Nur eines ist klar: Nichts steht

für mich fest. Auch das kann Corona uns lehren, es ist nämlich - wie Heraklit es schon vor 2500 Jahren gesehen hat – immer so, nur dass man das leicht vergisst: Panta rhei – alles fließt“.

Anna Ulrich

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